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15 Januar 2025

Mehr als Lamm und Leute: Essen in Irland

Essen und Trinken auf der grünen Insel im Wandel – lokale Produkte werden hochwertig verarbeitet und präsentiert

Irland überrascht seine Besucher immer wieder, nicht zuletzt durch seine gute Küche. Vielleicht sollte man sagen: durch seine guten Küchen. Denn neben bodenständigen Restaurants und der Haute Cuisine unter Michelins Sternenhimmel, zwischen Pub Food und Straßenverkauf finden Touristen auf der grünen Insel grundsätzlich alles, was das Herz begehrt, und den Gaumen verwöhnt: Essen und Trinken für jeden Geschmack, jedes Budget und auf jedem Niveau, flüssig und fest.

Mag sein, dass die international inspirierte schicke und angesagte „hippe“ Küche eher in den großen und größeren Städten zu finden ist: in Dublin und Belfast, in Galway und Cork. Mag sein, dass im so genannten „rural Ireland“ – draußen auf dem schönen Land – eher die „traditionelle Gastronomie“ zuhause ist, weil sie nicht nur die Touristen, sondern vor allem auch das breite einheimische Publikum bedient. Aber genau das ist ihr Qualitätsversprechen, denn sie umsorgt Reisende wie auch eigene Stammgäste, die man das ganze Jahr über gerne wiedersehen möchte. Und „hipp“ ist ohnehin nicht unbedingt jedermanns Geschmack und hat oft auch nur eine begrenzte Haltbarkeit.

„Traditionell – aus Grannies Kitchen“ besitzt ganz bestimmt den höheren Verbreitungsgrad. Ihrem Image gemäß hat diese ländliche Küche sogar ein paar Vorschusslorbeeren und Zutaten im Topf, die aus den guten alten deftigen Mahlzeiten von zuhause stammen. Oftmals schöpfen sie ihren regionalen Vorteil von „Frische“ aus „saisonalen lokalem Anbau“, bestenfalls von „um die Ecke“. Ausprobieren ist halt immer angesagt: zuhause und auf Reisen.

Natürlich ist „natürlich“ in. Wie sonstwo in der westlichen Welt werden auch in Irland die Produkte aus der rationalisierten Agrarindustrie vermehrt kritisch betrachtet. Regionale Erzeugnisse haben auch hier Konjunktur. Doch deren – vergleichsweise kleines – Angebot muss erst einmal erzeugt bzw. angebaut werden: erschwert biologisch und obendrein nachhaltig. Kokosmilch fällt da zum Beispiel raus und wie nachhaltig sind Avocado und Tomate eigentlich? Die hiesige „Alternative Landwirtschaft“ wächst und gedeiht. Doch sie muss einen Ertrag liefern, den die Kunden auch zu zahlen bereit sind. „Local“ ist gewiss so ein Kriterium, nach dem man die Bedienung fragen kann.

Esskultur hat immer auch mit Lebensstilen zu tun. Fleischkonsum steht ja nicht umsonst derzeit weltweit zur Diskussion. Vegetarische Gerichte haben denn auch in Irland so gut wie überall ein Plätzchen auf der Karte erobert. Auch vegane Gerichte stehen hoch im Kurs. Und ausschließlich vegetarische bis strikt vegane Restaurants gibt es natürlich auch: tatsächlich vorwiegend in den Zentren.

Die Modernisierung der globalen Welt mit „internationaler Küche“ ist auch in Irland zweischneidig: Sie inspirierte die nationale Küche mit den „Raffinessen des Kontinents und der weiten Welt“ und sie verfeinerte mit Genuss die „einfachen, typisch irischen Gerichte“. Sie hat andererseits aber auch zur Einebnung der Ess- und Kochkultur geführt: zu Fast Food und Fast Kitchen, zu Kebab, Burger und Pizza. Asiatische Küche ist nicht allein mehr den Städten vorbehalten.

Was am Rande der atlantischen Welt auf der grünen Insel auf den Tisch kommt, sind Lamm und Rind, seltener Schwein. Fangfrischer Fisch und geräucherter Lachs, Meeresfrüchte, Austern und Muscheln sind in den meeresnahen Restaurants nur zu empfehlen. Fish’n‘Chips gibt es zwischen gut und besser: zwischen dem „High Tide“ in Kinsale, County Cork, und „Morton‘s“ in Ballycastle, County Antrim. Nicht zuletzt um die beste sahnige Seafood Chouder konkurriert man fast überall auf der Insel. Womit wir bei den Suppen wären, die in vielen Pubs, Bistros, und Cafes serviert werden: cremige Gemüse- und Kartoffelsuppen, die als „Soup of the Day“ mit frischem Sodabrot und Butter gereicht werden. Immer willkommen als ein kleiner Genuss zum Lunch oder zum Dinner vorab. Die Nachspeisen sind üppig, die Kuchen wunderbar süß. Frisch kreiertes Eis ist der weithin unbekannte Geheim-Tipp in Irland.

Bliebe noch zu erwähnen, was an Getränken auf den Tisch kommt. Kaffee und Tee zum Frühstück, Coffee to go den ganzen Tag. Bier in allen Farben, Geschmacksrichtungen und Umdrehungszahlen von blondem Lager, goldenen IPA, rotem Ale und schwarzen Stout. Irischer Whiskey kommt – auch als Irish Coffee – gewiss am Abend nach dem Essen infrage. Ein Tasting in einer der vielen neu gegründeten Destillen ist ebenso wenig zu verachten wie ein Workshop rund um das Seaweed, die Gin-Herstellung oder das Irish Baking.

Jeder hat die Wahl. Gesund soll es sein. Und schmecken. Guten Appetit! Enjoy!

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Tipps am Rande zwischen Nord und Süd

Die touristische Entdeckung von gutem Essen und Trinken erfährt überall in Irland unterhaltende Angebote und wissenswerte bis lehrreiche Aspekte: ob bei Whiskey- oder Craft Beer-Proben, bei Food-Trails oder Whiskey-Trails, ob beim Austern- und Muschelnsammeln, ob beim Goutieren von geräucherten Lachs oder dem Braten eines Veggie Burgers.

Die Angebote liegen wie beim Street Food oft am Wegesrand oder folgen einer eigenen Route: Whiskey Trail, Beer Trail. Zum Beispiel bietet die Wicklow Brewery in Redcross Führungen durch die Brauerei und ein typisch irisches Dinner an. Von dort lassen sich die Wicklow Mountains und Irlands historischer Osten erkunden. Im Norden von Donegal beispielsweise serviert Caisleain Oir Hotel in Annagry zum prime Irish beef ihr Donegal Craft Beer.

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Hintergrund

Inzwischen 100 Jahre nach Ende der britischen Kolonialherrschaft hat Irland im Groben – so böse Zungen – zumindest zwei gastronomische Megatrends zu verzeichnen, die wirklich nennenswerte Entwicklungen sind: Erstens ist die klassische englische Küche prinzipiell passé oder so überformt und verfeinert, dass man ihre Erzeugnisse genießen kann. Diese Boshaftigkeit räumt mit einem Vorurteil auf, das die irische Küche nicht verdient und nicht zu verantworten hat, denn sie ist originär nicht englisch und – zumindest heutzutage – reich und geschmackvoll. Der dahinter liegende Tatbestand liegt in den Jahrhunderten der Repression spätestens seit der Battle of Boyne 1690. Mehr als die Souveränität verlor Irland jede Äußerungsform seiner Kultur. Sie wurde unterdrückt und mit der englischen Herrenkultur substituiert, auch die Kochkunst. Zweitens ist die seinerzeit vorherrschende irische Armenküche perdu, die vor 1921 – infolge kolonialer Ausgrenzung und unter ihren langen anhaltenden Folgen noch bis ins späte 20. Jahrhundert – auf mehr oder weniger karge Subsistenzwirtschaft gründete: unter anderem auf dem schmalen Ertrag häuslicher Äcker, die erst heute wieder aus anderen Gründen im Kommen sind, auf Ziegen- und Hühnerhaltung, auf Fischfang und dem Sammeln von Muscheln oder Algen.

Interessanterweise erleben genau diese derzeit einen Hype: so wurde Seaweed zum Powerfood der Fernsehköche und zum Energizer der Gurus einer gesunden Ernährung. Über irische Muscheln und Austern muss man nicht reden – sie genießen in der Tat weltweit einen ausgezeichneten Ruf. Kartoffeln – einst Grundnahrungsmittel und später das Trauma millionenfachen Elends seit der Hungersnot zur Mitte des 19. Jahrhundert – galten ungeachtet ihrer Verbreitung lange Zeit als Armenkost. Gekocht und gestampft, überbacken und gedünstet sind sie dennoch unverändert die allgegenwärtige Beilage: vor allem modernistisch frittiert in allen Variationen. Und natürlich auch als Tayto aus der Tüte – selbst als Beilage in mäßigen Bistros. Das bekannte Irish Stew kommt ursprünglich aus schmalen Zeiten: es wurde aus Kartoffeln, Zwiebeln und Wurzelgemüse gebraut. Geschmackvolle Anreicherung zur Verfeinerung der alten Kochrezepte brockt heutzutage üppiges Hammelfleisch in den Topf.

Kurzum: Die irische Küche zu entdecken, ist die geschmackvollste Art, die irische Kultur zu entdecken und ihre Geschichte zu verstehen.

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Wenn Sie mehr über Essen und über Drinks in Irland erfahren möchten, hören Sie doch einfach mal rein in den Podcast von Tourism Ireland.

 

Schlagwörter: Kulinarik | Essen und Trinken | IOI

(18.4.2023-hb)

Die Irland Information Tourism Ireland ist die touristische Marketing-Organisation der Insel Irland: www.ireland.com / Broschürenbestellung

Pressekontakt: presse@tourismireland.com, https://media.ireland.com



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