Belfast: die Stadt mit den vielen Gesichtern
Die nordirische Hauptstadt hat eine bewegte Vergangenheit – und eine spannende Gegenwart, mit viel Kunst und vor allem Musik

Was hat sich in Belfast nicht alles seit dem Friedensabkommen von 1998 getan. Zahlreiche Beispiele von Versöhnung und Verständnis für die Positionen sprechen für eine neue Kultur, neue Projekte wurden angeschoben. Kurz: Die nordirische Hauptstadt ist auch touristisch immer interessanter geworden und bietet spannende Kontraste und Einblicke. Und das zieht seit Jahren verstärkt Besucher aus aller Welt an, die eine eigenwillige, oft raue, aber auch quicklebendige Stadt mit vielen Facetten vorfinden: Neben ehrwürdigen Gebäuden wie der City Hall mit dem kupferfarbenen Kuppeldach oder dem Belfast Castle sind das szenige Bars und coole Hotels, moderne Bauten wie die 2024 eröffnete XXL-Grand Central Station (von der stündlich Züge zur zweiten Hauptstadt der Insel, Dublin, abfahren) oder das Victoria Square, Nordirlands Nummer-Eins-Shoppingzentrum. Und wohin man hört, ist (Live-)Musik omnipräsent. In diesem Jahr besonders, feiert doch die von der UNESCO zur „City of Music“ geadelte 350000-Einwohner-Stadt mit „Belfast 2024“ das größte kulturelle Festival ihrer über 800-jährigen Geschichte und das noch bis Ende des Jahres. Wobei klar ist: 2025 fällt das kulturelle Jahresprogramm auch nicht gerade mickrig aus …
Kirche oder Kneipe? Und!
Auch wenn Nordirland zum Vereinigten Königreich gehört – und damit auch der hier mehrheitlich abgelehnte Brexit Realität ist – finden sich auf allen Ebenen starke Verflechtungen mit der EU-begeisterten Republik Irland: geschichtlich, wirtschaftlich, sprachlich und musikalisch. Letzteres wird auf dem Traditional Music Trail deutlich. Der schlängelt sich durch das künstlerische Herzstück des mit Dutzenden übergroßen Murals aufwartenden Cathedral Quarter, das sich um die St. Anne’s Cathedral mit der ikonischen, 40 Meter hohen Turmspitze „Spire of Hope“ ausbreitet. Was sich hier auch ausbreitet: ein dichtes Netz an fabelhaften Pubs mit regelmäßiger Live-Musik. Beispiele gefällig? „The Dirty Onion“ begeistert mit einem großen Biergarten, das „Duke of York“ mit Privatzimmeratmosphäre (und bunten Schirme über der Gasse davor) und „McHugh’s Pub“ mit einer extralangen Geschichte, wird doch seit 1711 Bier ausgeschenkt.
Studentenflair in ehrwürdiger Umgebung
Ein eher tagsüber quirliges Viertel ist das im Süden von Belfast gelegene Queen’s Quarter. Es ist von viktorianischen Gebäuden und wunderschönen Grünflächen geprägt – und von der 1845 gegründeten Queen‘s University, die zu den besten Universitäten Europas gehört und Platz bietet für rund 25.000 Studenten. Dementsprechend viele junge Leute trifft man in den Bookshops, Vintage-Läden und Cafés des angrenzenden Queen’s Quarters an. Doch man muss nicht an der technisch-orientierten Hochschule immatrikuliert sein, um auf der Campuswiese zu sitzen oder das durch seine Tudor-Architektur bestechende Lanyon Building zu durchqueren: Das Universitätsgelände steht allen offen. Das gilt auch für den sehenswerten Botanischen Garten nebenan, der seit dem 19. Jahrhundert eine exotische Oase mitten in der Stadt darstellt. Dort ist neben dem sehenswerten Palmenhaus, eines der frühesten Beispiele eines krummlinigen Gewächshauses aus Gusseisen, auch das Ulster Museum untergebracht. Auf mehr als 8.000 Quadratmetern beherbergt das größte Museum der Stadt Tausende Werke moderner Künstler, historische und archäologische Sammlungen sowie die ständig erneuerte Kunstgalerie. Über den kostenlosen Eintritt freuen sich nicht nur die Studierenden …
Legendäres Traumschiff, ikonisches Museum
Nicht umsonst, aber den Eintritt absolut wert ist das Titanic Belfast, Leuchtturmprojekt des gleichnamigen Viertels, das mit edlen Wohnungen, Restaurants, Jachthafen und Geschäften eines der weltgrößten Stadtsanierungsprojekte darstellt. Beeindruckend, besonders eben das Museum, das von außen an drei silbern glänzende Schiffsbuge ebenso erinnert. Oder an Eisberge? Im Inneren erzählt es die Geschichte des einstigen Traumschiffs, von seinem Bau in Belfast bis zu seinem Untergang bei der Jungfernfahrt 1912. Und schnell wird klar, warum die „Experience“ so beliebt ist und 2016 bei den World Travel Awards zum Gewinner gewählt wurde: Sie ist multimedial, immersiv, hochmodern und somit zum Symbol einer Stadt avanciert, die wieder an ihre Glanzzeiten rund um das Jahr 1900 anknüpfen will, als Belfast eine der pulsierendsten Metropolen Europas darstellte.
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Der besondere Tipp: Einst Gefängnis, jetzt Whisky-Hotspot
Old Bushmills im Hinterland von Belfast mag die älteste Whiskybrennerei der Insel, gar der Welt, sein, doch McConnell‘s ist die derzeit aufregendste. Neueste kann man nicht sagen, weil es sie schon einmal gab, da war sie sogar richtig groß. Dann kamen Feuer, Prohibition, die Weltkriege und das Aus – wie für Dutzende andere irische Destillerien auch. Doch 2024 ist sie wieder da, und wie. Das Besondere: Herstellung und Besucherzentrum befinden sich im Crumlin Road Gaol Gefängnis. Da sind Maischbehälter und Brennkessel wie die Probierräume in ehemaligen, jetzt herausgeputzten Zellen untergebracht. Hinter Gitter finden sich nur noch extrawertvolle Destillate von damals. Auf einer Tasting Tour lernen Besucher dann alles über das Destillieren. Was sie ebenfalls erfahren: Wie gut die Spirituose mit Ginger Ale, das im Übrigen in den 1850er-Jahren von Thomas Joseph Cantrell in Belfast erfunden wurde, harmoniert und dass die viel gelobte Gaol Experience nebenan sogar „echte“ Gefängniseinblicke ermöglicht.
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Hintergrund: Hinterland mit vielen Hinguckern
Zwischen Nordirlands größten Städten Belfast und Derry~Londonderry liegen gerade einmal 115 Straßenkilometer, doch wer kann, sollte unbedingt die längere, aber bei Weitem schönere Causeway Coastal Route fahren. Urlauber mit einem Faible für Natur und Geschichte kommen hier voll auf ihre Kosten. Schließlich schlängelt sich die dem Wild Atlantic Way vorausgehende Panoramastraße derart nah an der aufsehenerregenden Nordküste Nordirlands entlang, dass man ständig aussteigen und Fotos machen könnte: neben den Burgen, Ruinen und süßen Städtchen vor allem von der Küstenlandschaft mit ihrer einzigartigen geologischen Schönheit samt unberührter Strände und aufregender Klippen. Das gilt insbesondere für den Giant’s Causeway, Nordirlands erste UNESCO-Welterbestätte. Vulkanische Aktivitäten haben hier vor Jahrmillionen etwa 40.000 irre Basaltsäulen am Ufer geformt – auch wenn der Legende nach der Riese Fionn McCumhaill dafür verantwortlich war. Für die Errichtung der Carrick-a-Rede-Seilbrücke waren eindeutig Lachsfischer am Werk. Stark, wie sie die Fußgängerbrücke in rund 30 Meter Höhe zwischen Festlandsklippen und der vorgelagerten, nicht minder steilen Insel gespannt haben. Noch stärker: Dass man diese heutzutage auch als Nicht-Fischer benutzen kann. Eine tolle Szenerie samt aufregender Schaukelpartie.
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Wenn Sie mit uns einen Bummel durch Belfast erleben möchten, hören Sie doch einfach mal rein in den Podcast von Tourism Ireland.
Schlagwörter: Titanic | Queen’s Quarter | Cathedral’s Quarter | Musik | Belfast | Nordirland | Irland
(12.11.2024-ch)
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