Feuer und Flamme: Irish Folk and Culture
Das kulturelle Erbe Irlands schöpft aus archaischen Quellen und prägt bis heute die Lebenswelten: zwischen Tradition und Moderne
Frankfurt am Main, 12.12.2023 - Es ist immer voll in „Leo‘s Tavern“ in Meenaleck. Der Pub von Old Star Leo Brennan, einst Frontmann der Band Slieve Foy, gehört zur Gemeinde Gweedore, County Donegal, ganz im Nordwesten der grünen Insel. Leo verstarb 2016 im Alter von 90 Jahren. Doch Pub und Restaurant sind immer noch in Familienbesitz, zumal als Heimstätte der legendären familieneigenen Folkband Clannad, deren gut verkaufte LPs (Langspielplatten) in Silber und Gold an die Decke des Restaurants genagelt sind. Mit Pádraig Duggan, mit Pól und Moya Brennan machte die ikonische Band Irish Folk der traditionellen Weise in der Welt populär.
„Leo‘s“ ist Homeplace und Hometurf der Brennan Family, wo unter anderem Enya aufwuchs, Leo‘s und Mutter Maire Brennan‘s berühmteste Tochter, die international Karriere machte. Sie indessen sieht man seitdem jedoch nicht mehr hier auf der Bühne, wohl aber ihre Schwester Moya, die immer noch gelegentlich hier auftritt. Enya wurde im Mai 1961 als das sechste der neun Brennan-Kinder geboren. Die irische Schreibweise ihres Namens buchstabiert sich „Eithne“, was im Gälischen soviel wie „Feuerchen“ bedeutet. Im anglisierten Wort „Enya“ ist der Name – ein typisches Beispiel für so viele kolonial okkupierte irische Wörter und Ortsnamen – indes semantisch paralysiert, ihr Feuer erloschen.
Die irische Sprache erfährt nicht zuletzt nach der englischen Kolonialherrschaft eine neue Bedeutung. So hat zum Beispiel der irische Literaturnobelpreisträger Seamus Heaney dies in seinem wissenschaftlichen und literarischen Werk verarbeitet. James Joyce tradiert nicht umsonst die Sprache der Dubliner in seinem Werk. WB Yeats schöpft vorsätzlich aus der irischen Mythologie und keltischen Stoffen. Es ging und geht um eine nationale Identität.
Gweedore ist insofern beispielhaft, eine verbliebene Gaeltacht wie wenige andere noch, wie in Teilen von Mayo, wie auf Dingle oder auf den Inseln der Insel: eine kleine irisch sprechende Region, ja mehr noch eine Community. Irische Kultur meint daher in den ländlichen Regionen wie hier in Nordwest-Donegal weit mehr noch als Sprache oder Musik und Tanz: die althergebrachte gemeinsame Lebenswelt mit all ihren – sich wandelnden – Gepflogenheiten und mutierenden Traditionen. Denn – auch die irische – Kultur besteht nicht in musealen Räumen, sondern sie lebt in verorteten Gesellschaften und selbstbewussten Gemeinschaften. Sie lebt als Konglomerat all dessen, was Menschen aus guten Gründen tun oder lassen, gewohnheitsgemäß oder spontan vor dem Hintergrund von Überlieferung in ihren Familien und engen Nachbarschaften wie hier rund um Leo‘s.
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Hintergrund
Kultur ist an Ort und Zeit gebunden. Sie ist nicht statisch, nicht ewig, sondern im Fluss wie die Lebenswelt der Menschen, die sie tragen. „Kult“ ist überhöhte Verehrung und Tabus unterworfen – und heutzutage auch Kommerz. Doch „cultura“ ist Pflege in all ihren Ausprägungen: der Sprache und des Erzählens, des Singens und Tanzens, des Musizierens und Instrumentenbaus. Ebenso die Pflege der sozialen Lebenswelt und Umwelt wie der Landschaft, des Feldes, des Waldes und des Gartens: damit des Erntens, Konservierens und Essens. Sie wird getragen von Traditionen und adaptierten Techniken, weitergegeben von Eingeweihten und Zugehörigen. Sie markiert Identität und bedeutet deswegen auch Abgrenzung.
Kultur – selbst an die Grundlagen der Natur gebunden und von ihr maßgeblich geprägt, beeinflusst und inspiriert – ist gegenüber menschlichen Ein- und Übergriffen genau so empfindlich wie die Natur selbst. Sie kennt Kulturträger und auch Kulturkampf, eben dann wenn eigenmächtige Interessen sie instrumentalisieren oder zur bigotten Legitimierung von An- und Übergriffen missbrauchen, aus weit anderen Motiven als kulturellen.
Vor dem Hintergrund der irischen Geschichte wird irische Kultur besser verständlich: je nachdem als reanimierte Nischenkultur, als Auswandererkultur, als gelebte Minderheitenkultur, als kommerzialisierte Massenkultur. Sie war Subkultur, Widerstandskultur und Protestkultur, besonders damals, als die englische Herrenkultur sich an die Stelle von Volkskultur gesetzt hatte. Darum wird das „Amharclann na Mainistreach“, das Abbey Theatre, als das Irische Nationaltheater in Dublin zur Zeit der Unabhängigkeitsbewegung 1904 gegründet und es wird irisch inszeniert. Darum reanimiert WB Yeats‘ Poesie‘ die keltischen Mythen. Darum besteht die gälische Sprache in den Nischen und entlegenen Regionen – wie in Gweedore um Leo‘s Tavern – bis heute weiter: nach nun 100 Jahren erstrittener Unabhängigkeit.
Irische Kultur integriert Etliches aus der spezifischen Kultur der vielen Invasoren, sie integriert die normannische Invasion im 13. Jhd, die Umwälzungen, die durch die Landung der Wikinger im 10. Jahrhundert Raum griffen. Sie wurde wesentlich geprägt durch
keltische Kulturträger und reicht historisch noch sehr weit über diese hinaus bis in die Vorgeschichte: zu eisenzeitlichen Ringforts, bronzezeitlichen Siedlern und neolithischen Architekten des Megalithikums, als die Gletscher über Nordeuropa längst schmolzen und die letzte Eiszeit für immer zu Ende gegangen war: der Mensch erscheint im Holozän, die irischen Menschen weit vor den Kelten in der Jungsteinzeit. Hier beginnt irische Kultur. Seidem lodern Feuer und Flamme für Mythen, Musik und Tanz.
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Tipp am Rande zwischen Nord und Süd
Wer einen Eindruck von den vielen Facetten irischer Kultur haben möchte, besuche die beeindruckende multimediale Ausstellung des EPIC in Dublin. Sie beschreibt die kulturellen und sozioökonomischen Faktoren irischer Auswanderung und den „Export“ markanter irischer Kulturmerkmale in die Welt.
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Wenn Sie mehr über Irland erfahren möchten, hören Sie doch einfach mal rein in die Podcasts von Tourism Ireland
Links:
https://www.ireland.com/de-de/things-to-do/themes/culture/irelands-culture-heritage/
https://www.ireland.com/de-de/destinations/experiences/dublin/
https://www.ireland.com/de-de/things-to-do/attractions/epic-irelands-emigration-museum/
Schlagwörter: Kultur | Sprache | Donegal | IOI
(18.12.2023-hb)
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